Tabs, kurz für „Tabulaturen“, sind eine spezielle Notation für Gitarristen, die eine alternative Möglichkeit zur klassischen Notenschrift bieten. Sie sind besonders bei Gitarristen und Bassisten beliebt, weil sie einfach zu lesen sind und eine visuelle Darstellung der Positionen auf dem Griffbrett bieten. Statt Noten auf Notenlinien zeigt eine Tabulatur direkt, welche Saiten und Bünde auf der Gitarre gespielt werden müssen.
Aufbau und Lesart von Tabs:
- Die Darstellung der Saiten:
- Eine Tabulatur besteht aus sechs horizontalen Linien, die jeweils eine Saite der Gitarre repräsentieren. Die oberste Linie steht für die hohe E-Saite (die dünnste Saite), und die unterste Linie steht für die tiefe E-Saite (die dickste Saite).
- Die Saiten sind von oben nach unten wie folgt angeordnet: e (hohe E-Saite), B (H-Saite), G, D, A, E (tiefe E-Saite). Diese Anordnung entspricht dem Griffbrett, wenn man es im Sitzen aus der Spielerperspektive betrachtet.
- Zahlen auf den Linien:
- Auf den Linien der Tabulatur stehen Zahlen, die angeben, welcher Bund auf der jeweiligen Saite gespielt werden soll. Eine „0“ bedeutet, dass die Saite leer (also ohne einen gegriffenen Bund) gespielt wird.
- Beispielsweise bedeutet eine „2“ auf der Linie der A-Saite, dass der zweite Bund der A-Saite gegriffen wird. Eine „0“ auf der E-Linie bedeutet, dass die tiefe E-Saite offen gespielt wird.
- Leseweise von links nach rechts:
- Tabulaturen werden von links nach rechts gelesen, wie ein normales Textdokument. Die Reihenfolge der Zahlen zeigt an, welche Noten nacheinander gespielt werden sollen. Mehrere Zahlen, die übereinander stehen, bedeuten, dass die entsprechenden Töne gleichzeitig gespielt werden, was z. B. für Akkorde relevant ist.
Vorteile von Tabs:
- Einfaches Erlernen von Songs:
- Für Anfänger, die sich nicht mit der klassischen Notenschrift auseinandersetzen möchten, sind Tabs eine schnelle und einfache Methode, um Songs zu lernen. Sie bieten eine direkte visuelle Hilfe, wie man ein bestimmtes Riff, eine Melodie oder einen Akkord greift.
- Viele Gitarrenschüler lernen ihre ersten Lieder mit Tabs, weil sie sofort sehen, welche Saiten in welchem Bund gegriffen werden müssen, ohne sich Gedanken über Tonhöhen und Notenwerte machen zu müssen.
- Direkte Verbindung zum Griffbrett:
- Im Gegensatz zur Notenschrift zeigen Tabs genau, wie und wo auf dem Griffbrett gespielt werden muss. Das macht sie besonders für Gitarristen praktisch, die eine enge Verbindung zwischen dem geschriebenen Material und dem tatsächlichen Spiel auf dem Instrument bevorzugen.
- Durch die visuelle Darstellung der Bünde können auch komplexe Griffe und Riffs leichter nachvollzogen werden, was das Üben und das Einprägen neuer Stücke erleichtert.
- Weit verbreitet und zugänglich:
- Tabs sind im Internet weit verbreitet, und es gibt eine Vielzahl von Websites und Plattformen, auf denen Gitarristen Tabulaturen für ihre Lieblingssongs finden können. Dies erleichtert den Zugang zu neuen Liedern und inspiriert zum Nachspielen.
- Da Tabs oft von Gitarristen für Gitarristen geschrieben werden, spiegeln sie häufig die authentischen Spielweisen der Originalkünstler wider, was besonders für diejenigen nützlich ist, die ein Stück so spielen möchten wie im Original.
Erweiterte Notationen in Tabs:
- Hammer-On und Pull-Off:
- Hammer-Ons und Pull-Offs werden in Tabulaturen häufig mit „h“ (Hammer-On) und „p“ (Pull-Off) dargestellt. Zum Beispiel bedeutet „7h9“ auf einer Saite, dass der Spieler den siebten Bund greift und dann ohne erneutes Anschlagen mit dem Finger auf den neunten Bund „hämmert“.
- Diese Techniken ermöglichen ein flüssiges Spiel und werden oft in Solos und Melodielinien verwendet, um eine melodische Verbindung zwischen zwei Tönen herzustellen.
- Bending und Sliding:
- Ein „b“ neben einer Zahl zeigt ein Bending an, bei dem die Saite im gegriffenen Bund nach oben oder unten gezogen wird, um den Ton zu erhöhen. Zum Beispiel bedeutet „7b9“, dass der siebte Bund so weit gebogen wird, bis er wie der Ton des neunten Bundes klingt.
- Ein „/“ oder „\“ zeigt ein Slide an, bei dem der Finger entlang der Saite zu einem anderen Bund gleitet. „5/7“ bedeutet beispielsweise, dass der Spieler von Bund 5 zu Bund 7 rutschen soll.
- Vibrato und Tapping:
- Vibrato wird in Tabulaturen oft mit einem „~“ angezeigt, was bedeutet, dass der gegriffene Ton leicht hin- und herbewegt wird, um eine Schwingung im Klang zu erzeugen.
- Tapping, eine Technik, bei der die Greifhand und Schlaghand gleichzeitig auf das Griffbrett „tippen“, wird häufig mit „t“ markiert. Zum Beispiel „12t15“ bedeutet, dass der Spieler den zwölften Bund greift und mit der Schlaghand auf den fünfzehnten Bund tippt.
Herausforderungen bei der Verwendung von Tabs:
- Mangel an Rhythmusangaben: Ein Nachteil von Tabulaturen ist, dass sie meist keine exakten Rhythmusangaben enthalten. Das bedeutet, dass der Spieler den Rhythmus eines Stückes entweder kennen oder sich durch das Hören der Originalaufnahme aneignen muss.
- Interpretationsspielraum: Da viele Tabs von Amateuren erstellt werden, gibt es oft verschiedene Versionen desselben Stücks, die sich in den Details unterscheiden. Spieler müssen häufig selbst entscheiden, welche Version am besten klingt oder am leichtesten zu spielen ist.
- Komplexere Notationen: Während Tabs für einfache Riffs und Akkorde leicht zu verstehen sind, können fortgeschrittenere Techniken wie Sweeping oder komplexe Soli in Tabulaturen unübersichtlich werden. Hier ist es hilfreich, sich zusätzlich mit Musiktheorie und Notenwerten auszukennen, um die musikalische Struktur besser zu verstehen.
Fazit:
Tabs sind ein vielseitiges und zugängliches Notationssystem, das Gitarristen hilft, Songs auf eine intuitive Weise zu lernen und direkt auf das Griffbrett zu übertragen. Sie bieten eine schnelle Möglichkeit, bekannte Riffs, Melodien und Akkorde zu verstehen, und sind besonders für Anfänger ein praktischer Einstieg in die Welt der Musik. Für Gitarristen, die ihren musikalischen Horizont erweitern möchten, sind Tabs ein nützliches Werkzeug, um sich ein breites Repertoire anzueignen und die eigenen Spieltechniken weiterzuentwickeln. Sie bieten eine direkte Brücke zwischen dem geschriebenen Material und der praktischen Umsetzung auf der Gitarre und sind daher aus der modernen Gitarrenwelt nicht mehr wegzudenken.